Die Westküste Australiens soll vorallem im Frühling mit einer Blütenpracht gesegnet sein, doch zeigt sie auch in der Nebensaison ihre Reize. Gebiete mit roten Büschen übersäht und sehr schöne Flussläufe konnten wir bestaunen. Doch auch hier sind die Distanzen nicht zu unterschätzen. Wir waren froh, dass der Fahrkomfort beim Autokauf gegenüber eines grossen Schlafabteils gesiegt hatte. Von Mitreisenden haben wir gehört, dass sie sich mit lediglich 90km/h vorwärts bewegen können und dies auch nur mit offenen Fenstern, da ihnen die Klimaanlage fehlte. Da waren wir mit unserer gelegentlichen Bleifusstecnhik (bis 140km/h) doch ein wenig schneller am Ziel, wenn auch mit erhöhtem Spritverbrauch (ungefähr 13L anstatt 10L/100km) dafür aber mit AirCon :).
Wieder 'on the road' war unsere erste Station die Pinnacles. Dies sind spektakuläre Kalksteinsäulen, die rund 200km nördlich von Perth im Nambung Nationalpark stehen und liegen. Aus honigfarbenem Sand ragen sie in die Höhe und scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen - absolut beeindruckend. Auch eine gute Gelegenheit die Offroadfähigkeiten unseres Auto zu testen. Ein Test, den es mit Bravour bestand.
Die Küste ist lang und die Landschaft wie zum Beispiel im Kalbarri Nationalpark ist wunderschön, doch nach 2 Stunden hat man sie gesehen, aber sie zieht sich noch weitere 4 Stunden... Trotzdem haben wir uns entschlossen den 260km Umweg nach Shark Bay zu machen. Mit viel Glück bekamen wir in Monkey Mia trotz Hochsaison einen Campingplatz mit Meersicht. Wir konnten im türkisfarbenen Wasser schnorcheln und liessen uns im Gourmetrestaurant verwöhnen. Wir beobachteten einen rund 2m langen Gitarrenhai und es gab fast eine Unterwasser-Schildkröten-Kollision. Am Strand tummelten sich Pelikane und hofften auf Fischreste. Das absolute Highlight: im Wasser besuchten uns die berühmten Monkey Mia Delfine. Seit Jahren Frühstücken diese in der Bucht und wurden dadurch weltbekannt. Dieses Spektakel war etwas arg touristisch, doch die edlen Tiere haben uns sehr beeindruckt.
Nicht 'soooo' schön und schon gar nicht so flink waren die Stromatolithen - Kalkausscheidungen primitiver Mikroben. Sie sind Zeugnis der ältesten uns bekannten Lebewesen der Erde (vor mehr als drei Milliarden Jahren!). Wir konnten auch sie auf der langgestreckten Peron-Halbinsel bestaunen.
Danach ging es weiter zur Coral Bay. Aus dem Nichts taucht diese kleine grüne Oase aus der steppenartigen Umgebung auf. Umgeben von unzähligen Termitenbauten und viel, viel Sand scheint der Ort fast unnatürlich. Auf einem sehr schönen Campingplatz, auch mit Meersicht, verbrachten wir nahezu eine Woche. Die Bucht ist mit einer wunderschönen Unterwasserwelt bereichert. Farben und Formen der Hartkorallen stehlen sich gegenseitig die Show und die Tierwelt scheint das ganze noch zu übertrumpfen. Wir waren begeistert und täglich zweimal auf Erkundungstour. Per Boot besuchten wir das Aussenriff und schwammen mit 1.5m Haien an ihrer Putzstation, mit Mantas und Schildkröten. Besonders Spass machte uns ein Kanutrip mit Iren und Paul: Auf eigene Faust schnorchelten wir weit vom Ufer entfernt durch seichtes Riffwasser und bestaunten dort die noch farbiger erscheinenden Unterwasserbewohner.
Und immer ruft der Walhai. In Exmouth war es dann soweit! Durch die Schwangerschaft war es ratsamer, dass Caroline nicht mehr taucht. Dies war jedoch nicht allzu tragisch, da sich dieser Ort auch sehr gut zum Schnorcheln eignet. So schwam einer von uns beiden ganz unten am Meeresboden und der andere konnte ihn von oben, inklusiv der riesigen Fischschwärme, bestaunen.
Das Walhai schwimmen war aber dann doch das Highlight. Lange hatten wir auf diese Möglichkeit gewartet und voller Tatendrang gingen wir an Bord. Die Saison war noch jung und das Risiko keine zu sehen dementsprechend hoch. Diese bis zu 18m langen und 40 Tonnen schweren Meeresbewohner sind Plankton fressende Giganten, die sich nahe des Ningaloo Riffs zu Paarung treffen. Wir hatten Glück und sprangen mit zahlreichen anderen Fischbegeisternden ins warme Wasser. Nur 90Sek. dauerte das Spektakel. Händchenhaltend hingen wir Unterwasser, vergassen alles um uns herum und liessen den 5m Riesen passieren. Die Riffsharks die ihn begleiteten sahen aus wie kleine Putzfische, dabei waren sie vergleichbar mit Carolines Grösse. Dies war definitif einer der prägensten Momente unserer Reise.
Die Exmouth Peninsula zieht sich noch weiter, der zugehörige Nationalpark ermöglicht wunderbares Schnorcheln in einer kaum zu überbietenden Farbenpracht. Bei manchem Tauchgang sieht man/frau weniger als was das Meer hier so von sich gibt. Wir genossen die Tage im Wasser und leider auch die Fliegen an Land, doch war unser morgentlicher Ausflug entlang des Flusslaufs super.
Von hier aus fuhren wir in Richtung Broom, jedoch nicht ohne den Karijini Nationalpark zu besuchen. Mangels 4WD buchten wir eine Tour. Das war ein ganz neues Erlebnis. Wobei wir lediglich mit zwei weiteren Pärchen reisten bekamen wir das Herden-feeling ab. Die über 100m tiefen atemberaubenden Schluchten klaffen in den sanften Hochebenen. Die zahlreichen Wasserfälle und Pools laden zum Baden ein. Die Farben reichen von brombeerrotem Stein über knackiges Grün hin zu türkisfarbenem Wasser. Wir hätten viel lieber an nur einem Ort gebadet, als alle Wasserlöcher abgehackt zu haben. Unser motivierter Reisebegleiter hat uns tortz Magendarmgrippe von Sehenswürdigkeit zu Highlight gescheucht. Doch hatte sich der Trip dennoch gelohnt, denn dieser Park ist ein absolutes 'must' für Australienreisende. Unser Busfahrer musste dann auch noch ein Rad auswechseln und so wurde uns eindeutig dargelegt, dass es gut war unser Auto auf dem Campingplatz abzustellen anstatt über die 'Dirtroads' zu holpern.
Broom ist bekannt für seine Zuchtperlen und auch sonst ein ganz hübsch zurechtgemachtes Fleckchen Erde. Wir waren etwas durchgeschüttelt vom vielen Fahren und entschlossen uns hier einige Tage zu bleiben. Direkt am Meer fanden wir eine Cabin und richteten uns für 3 Nächte ein. Wir hatten ein eigenes Schlafzimmer, eine Küche und seit sehr langem wiedereinmal ein Wohnzimmer. Auch fanden wir im Ort eine Secondhand Buchhandlung die uns mit rund 10 neuen Büchern eindeckte. Diese Tage waren sehr erholsam und es hat uns nicht im geringsten gestört, dass wir kaum etwas von Broom zu sehen bekamen.
In Perth gönnten wir uns eine Woche Ferien von den Ferien. Das viele Autofahren und die zahlreichen wunderschönen Eindrücke mussten erst von neuem verdaut werden. Ausserdem hatten wir wiedereinmal das Bedürfnis nach einem richtigen Bett. Der Luxus von mehr als einer Armlänge Freiraum beim einschlafen und aufwachen kann man/frau sehr zu schätzen lernen - 2 Tage Backpackers und City-life pur !! In den Tagen danach war es sehr schwierig einen Campingplatz zu finden, da gerade die Weltmeisterschaft der Rettungsschwimmer stattfand. Wir wechselten nach 2 Tagen im Norden in den Osten von Perth und die folgenden 4 Tage verbrachten wir wieder im Sueden, in Freemantle. Auf dem zweiten Platz trafen wir sehr nette Weltenbummler (auf diesem Weg: Liebe Gruesse ins Waadtland und nach Ostdeutschland) und der Sueden war von der Landschaft her der Sieger :).
Ab Anglesea sahen wir Ameisen, Ameisen und nochmals Ameisen und alle direkt in unserem 'Peli-der-Kahn'. Die chemischen Hilfsmittel zu deren Bekämpfung schienen uns nicht nur die Untermieter, sondern auch die legalen Bewohner des Autos zu bedrohen und so warteten wir geduldig und spürten nach Sherlock-Holmes-art alle Nester auf. Diese lösten wir dann mit dem konventionellen Besen einfach auf. Nachdem wir in Adelaide dann endlich die letzten vereinzelten Störenfriede durch hartnäckiges wegbürsten losgeworden sind, ging unsere nächste Tour nach Kangaroo-Island. Dies wurde uns von mehreren Reisenden empfohlen. Die Insel besteht aus wunderschönen Sandstränden, bemerkenswerten Steinformationen, saugutem (!!!) Honig und einer interessanten Vielfalt an Tieren. Unter anderem trafen wir auf Goanas, Echidnas, Koalas, Känguruhs, Wallabies, Pelikane und Seelöwen. Besonders eindrücklich war unser Aufenthalt auf dem Western-Campingplatz. Wir wohnten unter koalabesetzten (mit Jungen) Eukalyptusbäumen, mussten aufpassen, dass das zahme Hauskänguruh namens 'Beany' unser Auto nicht mit einem Karotten-Selbsbedienungsladen verwechselte und die vorhandenen 'wilden' Wallabies uns die Tomaten nicht aus den Fingern wegassen. 'Beany' ist ein kaffeebraunes, rund 1.2m grosses Weibchen, auf das wir durch den Satz 'Out of my kitchen!!' aufmerksam wurden. Ja sie ist sehr selbständig in ihrer Nahrungsbeschaffung ;-) und hoppelt in jedes offene Zelt.
Nach 3.5h Stunden Flug kam DER Kulturschock!! Aus dem ruhigen beschaulichen Örtchen namens Christchurch mit Temperaturen um die 20 Grad ab in die Grossstadtmetropole Melbourne. Hier leben 4 Mio Einwohner genausoviel wie in ganz Neuseeland und wir hatten Temperaturen bis 40 Grad, sonnig und trockenes Wetter. Im unserem Backpacker Hostel wimmelte es wie im Bienenstock. Um eine Tasse beim (inkl.) Morgenessen zu ergattern musste man sich auf Nahkampf einstellen. Abgesehen von der Hektik gefiel uns Melbourne gut, insbesondere die tolle Aussicht vom höchsten Gebäude dieses Kontinents und oder das lässige bummeln entlang der 'Yarra river' passage (Aber Vorsicht kann heiss werden :)).